Ein Dichtermärchen von Eduard Mörike
In der Sage von der schönen Lau wird erzählt, daß ein Stuttgarter Schustergeselle, der mit Wunderschuhen im Land unterwegs ist, am Blautopf der Schönen Lau, einer Wassernixe, begegnet. Diese Frau eines Wasserkönigs im Schwarzen Meer, war in den Blautopf verbannt, da sie keine lebenden Kinder gebären konnte. Sie lernte im Kontakt mit Blaubeurern wieder das Lachen, was sie von ihrem Fluch befreite und ihr zur Rückkehr zu ihrem Gemahl verhalf.
Der Schönen Lau ist am Blautopf, gleich bei der Hammerschmiede, ein Denkmal gesetzt worden, das der Bildhauer Fritz von Graevenitz schuf.
»Zuunterst auf dem Grund des Blautopfs saß ehmals eine Wasserfrau mit langen, fließenden Haaren. Ihr Leib war allenthalben wie eines schönen, natürlichen Weibs, dies eine ausgenommen, dass sie zwischen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß und zärter als ein Blatt vom Mohn...«
So beginnt "Die Historie von der schönen Lau" von Eduard Mörike, in der die Wassernixe am Blautopf das Lachen wieder lernte. Ihr Gemahl, ein alter Donaunix, hatte sie in die Blautopfquelle verbannt, nachdem sie ihm aus lauter Traurigkeit nur tote Kinder gebar. Erst wenn sie fünf Mal von Herzen lachen würde, sollte der Fluch von ihr weichen.
Mit einem ganzen Hofstaat an Kammerzofen und Mägden ausgestattet, lebte sie zurückgezogen in ihrem unterirdischen Palast. Es bedurfte einer echten Schwäbin, der Nonnenhofwirtin Betha Seysolffin, eines geraubten Kusses, eines Kindernachttopfs und jenes bekannten Zungenbrechers
»'s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura,
glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei«
um sie zu erlösen. Der Donaunix kam geschwommen, der Blautopf lief über und mit ihm das neue Liebesglück. Zum Abschied versprach die Nixe mit dem Kindlein auf dem Arm wiederzukommen.